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„Stille Nacht“ rührt seit mehr als 200 Jahren

Das Lied wird in der ganzen Welt gesungen. FOTO: DPA

Vor mehr als 200 Jahren, Weihnachten 1818, begann der Siegeszug von „Stille Nacht, heilige Nacht“. In der ganzen Welt gilt das Lied als das populärste Weihnachtslied.Der Priester Joseph Mohr, als uneheliches Kind geboren und in Zeiten großer materieller Not aufgewachsen, schrieb den Text 1816 während seiner ersten Anstellung im österreichischen Mariapfarr. Als er nach Oberndorf, ein kleiner Ort bei Salzburg, wechselte, lernte er den Lehrer Franz Xaver Gruber kennen. Der musikalische Gruber war Organist und komponierte. Am 24. Dezember 1818 schrieb er in wenigen Stunden die Melodie zu Mohrs Strophen. Das Lied wurde am selben Tag in der Christmette gespielt.

Die Kirche St. Nikola, in der das Lied erstmals erklang, existiert nicht mehr. An ihrer Stelle erinnert eine kleine Kapelle in Oberndorf an den musikalischen Coup. Rund 100 000 Menschen pilgern jedes Jahr zu dem Ort. Insgesamt gibt es in Österreich 13 Orte, die an das Leben von Mohr und Gruber sowie an die Geschichte des Liedes erinnern. Ein Orgelbauer nimmt „Stille Nacht“ mit nach Tirol. Dort erklingt es im Schloss eines Grafen bei einem Volksliederabend vor Kaiser Franz I. und dem russischen Zaren Alexander I.. Das Lied gefällt. Tiroler Sängerfamilien wie die Geschwister Strasser und die „Rainer Family“ verbreiten die Melodie auch international. Auf deutschem Boden war „Stille Nacht“ erstmals 1831 in Leipzig zu hören.

Weihnachten 1914, wenige Monate nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, ruhten zwischen deutschen und englischen Soldaten in Flandern die Waffen. Stattdessen wurden Weihnachtsbäume zwischen den Frontlinien aufgestellt, wurde Fußball gespielt - und gemeinsam gesungen. „Die Engländer stimmten ein Lied an, wir sangen hierauf „Stille Nacht, heilige Nacht“.

Es war dies etwas Ergreifendes: zwischen den Schützengräben stehen die verhasstesten und erbittertsten Gegner um den Christbaum und singen Weihnachtslieder“, schrieb der Soldat Josef Wenzl später an seine Eltern. „Weihnachten 1914 wird mir unvergesslich sein.“ Der Text wurde auch an Lebenssituationen angepasst. So sangen Arbeiter um 1900 von der stillen und traurigen Nacht: „In der Hütte nur Elend und Not/ kalt und öde, kein Licht und kein Brot“. Während der beiden Weltkriege diente „Stille Nacht“ gleichermaßen für Sehnsuchtsbekundungen nach Verwandten im Kampf oder als Loblied auf Kaiser oder Führer. Heute existiert der Weihnachts-Evergreen in 300 Sprachen und Dialekten. Schätzungsweise zwei Milliarden Menschen singen ihn. Er ist inzwischen Teil des immateriellen Unesco-Weltkulturerbes. DPA
  

„Stille Nacht“ rührt seit mehr als 200 Jahren-2
Die kleine Kapelle im österreichischen Oberndorf erinnert an die Entstehung des Liedes. FOTO: SHUTTERSTOCK/MRGB

Das Lied

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Nur das traute hochheilige
Paar.
Holder Knabe im lockigen
Haar,
Schlaf in himmlischer Ruh!
Schlaf in himmlischer Ruh!

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb aus deinem göttlichen
Mund,
Da uns schlägt die rettende
Stund‘.
Christ, in deiner Geburt!
Christ, in deiner Geburt!

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
Aus des Himmels goldenen
Höh‘n
Uns der Gnaden Fülle lässt
seh‘n

Jesus, in Menschengestalt,
Jesus, in Menschengestalt

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heute alle Macht
Väterlicher Liebe ergoss
Und als Bruder huldvoll
umschloss.
Jesus, die Völker der Welt,
Jesus, die Völker der Welt.

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht,
Als der Herr vom Grimme
befreit,
In der Väter urgrauer Zeit
Aller Welt Schonung verhieß,
Aller Welt Schonung verhieß.

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch der Engel Halleluja,
Tönt es laut von ferne und
nah:
Christus, der Retter, ist da!
Christus, der Retter ist da!