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Weihnachtsessen und Winterküche in der Ausstellung des Stadtmuseums Wittenberge

Weihnachten ist die Zeit der Sinne - und das nimmt das Stadtmuseum Wittenberge wörtlich

Museumsleiter Marcel Steller zeigt Exponate der Ausstellung. FOTO: MARINA LENTH

Ist es nicht schön, wenn man sich Weihnachten an den gedeckten Tisch setzt, auf dem Gänsebraten, Klöße und Rotkohl, Würstchen und Kartoffelsalat oder Kaninchen und Rosenkohl stehen? Doch Weihnachten liegt bei uns im kargen, kalten Winter - dennoch ist der Tisch reich gedeckt. Wie kann das eigentlich sein? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine Sonderausstellung im Wittenberger Stadtmuseum „Alte Burg“, zusammengestellt vom Einrichtungsleiter Marcel Steller.

„Weihnachtsessen - Winterküche“, so der Titel der Ausstellung, die zu einer Zeitreise durch die Geschichte der Küchenkunst, Ernährungskultur und Konservierung einlädt. „Neben Rezepten aus zwei Jahrtausenden, die zum Nachkochen auffordern, können die Besucherinnen und Besucher auch mit geschärften Sinnen erraten, wie Zutaten riechen oder sich anfühlen“, bittet Marcel Steller zu einem Rundgang durch die Ausstellung. Und so heißt es gleich zu Beginn, aktiv mitzumachen. An einer Wand erstreckt sich ein großes Bild einer reich gedeckten weihnachtlichen Festtafel. Ihre drei Lieblingsspeisen sollen die Besucherinnen und Besucher mit blauen Klebepunkten markieren. Da entdeckt man sie: den Gänsebraten, den Kartoffelsalat, die Rinderrouladen, den Fisch, die Klöße, den Rotkohl und einige köstliche Nachspeisen. Die Lieblingsspeisen-Auflösung erfolgt nach Beendigung der Ausstellung, versichert der Museumsleiter. Sind die blauen Punkte geklebt, warten mehrere Stationen, die die Sinne herausfordern, sich mit Konsum und Konservierung auseinandersetzen. Ein Zeitstrahl führt durch 2 000 Jahre Ernährungsgeschichte, zeigt den Besucherinnen und Besuchern, wann ihr Essen wo welchen Ursprung genommen hat.

Alte Original-Rezepte aus den verschiedenen Epochen lassen Staunen, was einst gegessen, welche Zutaten verarbeitet wurden. „Fast alle Rezepte in der Ausstellung habe ich nachgekocht“, verrät Marcel Steller. Zum Beispiel das Biermus. Es stammt aus einem Kochbuch von 1745 und besteht aus geriebenem Roggenbrot, Butter, Bier, Zucker, Ingwer und Zimt. „Das ist eine breiige Suppe und macht ungemein satt“, erzählt er und sagt ganz nebenbei, dass er sehr gerne an Herd und Pfanne steht. Und so wundert es auch nicht, dass er sich an die Kartoffeltorte von 1940 gewagt hat: Zucker, Haselnüsse, Kartoffeln, Eier, Vanillezucker, Backpulver und Zitronensaft, Mandelessenz, Arrak und Apfelmus, Fett sowie Paniermehl - daraus wird ein Backwerk aus Kriegszeiten, das „sehr gut schmeckt“. Vom Eichelknäckebrot aber, auch ein Rezept aus Kriegstagen, rät Marcel Steller ab. Die Zutaten sind Pellkartoffelschalen, Eichelmehl, Haferflocken, Selleriesalz und Kümmel.
  

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Ein Zeitstrahl führt durch 2 000 Jahre Ernährungsgeschichte. FOTO: MARINA LENTH

Doch genug gekocht, es geht weiter durch die Ausstellung, vorbei an Regalen und Vitrinen, in denen sich so einige Köstlichkeiten finden, die bei uns heute auf den Tellern landen. Hier unterstützte ganz besonders Kaufland Wittenberge mit einigen Produkten. Doch was macht eine Dose Sauerkraut von Kaufland in einer Museumsvitrine? „Die Menschen sehen die Dinge, die hinter Glas präsentiert werden immer als wertvoll an. Dort so eine Dose zu finden, erwarten sie nicht. Aber sie symbolisiert auch den Reichtum, den wir genießen. Denn keinen Hunger leiden zu müssen, ist genau so wertvoll wie ein altes Relikt.“ Geld sei bei einem Wert nicht immer ausschlaggebend, fügt der Museumsleiter hinzu. Auch andere Werte seien von Bedeutung und welche Zeit würde sich besser eignen, das vor Augen zu führen, als die besinnliche Weihnachtszeit?

Die Ausstellung läuft bis zum 31. Januar 2022. MARINA LENTH

Krumme Krapfen, ein Rezept aus dem Mittelalter

Zutaten: 150 g Mehl, 150 g Käse, 3 Eier, schwarzer Pfeffer, Salz, Schweineschmalz

Zubereitung: Käse reiben und mit dem Mehl vermengen. Eier hinzugeben und kneten, bis ein Teig entsteht. Kräftig mit Pfeffer würzen und sachte salzen. Den Teig anschließend 20 Minuten ruhen lassen, danach aus kleinen Teigwürsten Hufeisen formen und in einer Pfanne mit viel Schmalz von beiden Seiten braun braten. Anschließend abtropfen lassen.