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Jetzt orthopädische Schuhe für Parchim – modisch designed von Kay Gundlack

Kay Gundlack hat gut lachen, hier kreiert er einen Stiefel für einen Filmdreh in Namibia. FOTO: LONA LANGER

PARCHIM - Das Know how der Schuhmanufaktur von Kay Gundlack kommt jetzt auch Kassenpatienten zu gute. Denn schon seit längerem gab es in der Werkstatt von Kay Gundlack Anfragen von Parchimern, ob er nicht auch orthopädische Schuhe anfertigen würde. Würde er, durfte er aber nicht. Jetzt darf er, aber bis dahin war es kein ganz einfacher Weg.„Ich durfte das nicht machen, denn um einen orthopädischen Schuh herstellen zu dürfen, muss man den Orthopädieschuhmachermeister haben. Ich habe zwar mit fünf Jahren schon gesagt, ich möchte Schuhe machen, und habe das ja auch getan, aber einen Meisterbrief hatte der gebürtige Mecklenburger nicht in der Tasche. Zwar stellt er seit 2005 Designerschuhe für seine Kunden, darunter eine Vielzahl Prominenter, her und nimmt dafür sogar Reisen bis in die Schweiz auf sich, aber ein orthopädischer Schuh setzt den dafür erforderlichen Meister voraus.

Ein Meisterstudium so nebenbei, das merkte der heute 47-jährige Parchimer schnell, geht nicht. Das ist nur im Direktstudium zu meistern. Also bereitete er ein Jahr sein Studium in Siebenlahn, bei Dresden vor, und drückte mit 45 Jahren noch einmal intensiv die Schulbank. „Es war eine extrem harte Zeit“, so Kay Gundlack. „Es wurde eine Menge verlangt.“ Nach 15 Prüfungsthemen schloss er seine Meisterschule mit der Note 1,7 ab. Darauf ist er mit recht ein wenig stolz, immerhin wurde er Zweitbester seines Jahrgangs in ganz Deutschland. Von den Teilnehmern aus Mecklenburg-Vorpommern war er sogar auf Platz 1.

„Das Team aus meiner Werkstatt in Parchim stand hinter mir und auch in Siebenlehn durfte ich ab 22 Uhr in der Werkstatt arbeiten“, erinnert er sich an die extrem harte Zeit. „Die Meisterschule in Siebenlehn hat mich verändert, mich ausgeglichener gemacht“, blickt er zurück. Ein Dozent, der ihn ab und zu in Parchim besucht, bescheinigt ihm, das er strebsam, aber dabei kein Streber war.

Und am Wochenende war er am Freitag Abend sowie am Wochenende in seiner Werkstatt am Neuen Markt zu finden. „Meine Familie stand voll hinter mir, sonst hätte ich das gar nicht schaffen können“, ist er dafür dankbar, dass Frau Susanne und Kinder Verständnis dafür aufgebracht haben.

Auch die Werkstatt musste den neuen Anforderungen des zweiten Standbeines angepasst werden. „Wir mussten umbauen, für das Nähen der orthopädischen Schuhe, für einen Behandlungsraum, neue Maschinen wurden angeschafft. Ich hab so viel Spaß dabei, ich mache das, wie meine Designerschuhe mit viel Leidenschaft.“

Denn Designerschuhe werden nach wie vor in der Schuhmanufaktur hergestellt. Jüngst war Schauspieler Daniel Brühl in der Parchimer Werkstatt und aktuell fertigt er mit seinem Team ein paar Stiefel für einen Filmdreh in Namibia an.

An Arbeit wird es der Schuhmanufaktur nicht mangeln. Kay Gundlack hat, wie er sagt, mit allen Krankenkassen bundesweit Verträge, da gehen Menschen, die orthopädische Schuhe benötigen in eine neue Schuhzukunft.

Zukunft wird auch für die Werkstatt groß geschrieben. Denn obwohl sich Kay Gundlack darüber noch keine Gedanken gemacht hatte, steht die nächste Generation in den Startlöchern. „Nachdem mein Sohn Janick ein Studium begonnen und festgestellt hat, dass das nichts für ihn ist, meinte er eines Tages: „Das was du machst ist auch nicht schlecht“, und erlernt nun in Hamburg den Beruf des Orthopädieschuhmachers. ILONA LANGER