Ein Angebot des medienhaus nord

Lila? Oha!

Trendfarbe des Jahres

Fast die gesamte Einrichtung des Raums ist in Lila getaucht. Derlei Farbtöne lassen sich aber auch als Akzentfarbe an nur einer Wand und als Hingucker auf lackierten Möbelstücken verwenden. Foto: Cabinet/dpa-tmn

Lila ist eine der Trendfarben für Mode und Einrichtungen und viele andere Produkte im Jahr 2022. Davon gehen das Farbinstitut Pantone und viele Trendanalysten aus. Wird jetzt also alles lila? Eher nicht, doch es kann neue Akzente setzen, sagen Expertinnen. Aber der Reihe nach:Das Pantone-Institut ist nur eine von vielen Firmen, die eine Farbwahl für das Jahr treffen. Aber seine Wahl ist eine wichtige, denn das Unternehmen hat ein verbreitetes Farbsystem für die Grafik- und Druckindustrie und es lässt jedes Jahr aufwendig Modefarben von Trendscouts analysieren. Viele Designer und Firmen auf der ganzen Welt übernehmen in der Folge diese Trend-Ansage für ihre Produkte. 

So werben jetzt viele Hersteller damit, dass auch sie Produkte in Lila zum Kauf anbieten. Und zwar alles mögliche: Kleidung, Taschen und Brillen, Vasen, Kissen und Trinkflaschen, aber auch große Möbel wie Sessel - und vieles mehr. Sogar Schnittblumen in Lila werden jetzt wegen der Farbwahl als besonders trendig beworben.

Und das Trendanalyse-Unternehmen WGSN hat - für 2023 allerdings - einen Lavendelton zur Farbe des Jahres gekürt, verweist aber darauf, dass der Ton bei der Jugend längst angekommen sei. und das deutsche Pendant zu Pantone - RAL - hat in seinen Farbpaletten für 2022 mehrere Violetttöne aufgelistet.

Lila? Oha!-2

Und warum nun ausgerechnet Lila? Die einen halten es für eine „Oma-Farbe“, die anderen finden es eigentlich ganz schön. Die Farbe Lila spaltet die Gemüter. Pantone begründet seine Wahl damit, dass der neue Trendton namens „Very Peri“ – er ähnelt der Verpackungsfarbe einer bekannten Schokomarke–ein warmes und freundliches Blau ist, „das ein unbeschwertes Gefühl der Zuversicht und eine fröhliche Sicht auf die Welt“ verkörpere. Richtig! Pantone selbst spricht nicht von Lila, sondern von einem Blauton mit einer „rötlich-violetten Nuance“.

Liest man zwischen den Zeilen, könnte man also sagen: Wir haben hier eine mit der Pandemie begründete Wahl, die die vielen Veränderungen, die unser Leben durch Homeoffice und Digitalisierung erlebt, widerspiegeln soll und den Aufbruch in die Zeit danach.

So eine Farbwahl ist natürlich auch eine große Werbemaschinerie. Damit wird bestehenden Produkten wortwörtlich ein neuer Anstrich gegeben und ein damit weiterer, vermeintlicher Grund, sie zu kaufen. Wer in Mode sein will, folgt solchen Empfehlungen schon mal, obwohl er die Farbe vorher nicht unbedingt mochte.

Lila? Oha!-3
Auch den Lavendelton findet man gerade häufig im Handel. Foto: Stelton/dpa-tmn
Lila? Oha!-4
Ob Vase, Trinkglas oder Schale – viele Hersteller bieten Produkte in Lila an. Foto: littala/dpa-tmn

Übrigens: Nicht jeder Lila-Ton kommt gut bei der großen Masse der Käufer von Produkten an. So fiel zum Beispiel die Pantone-Wahl 2018 auf dem deutschen Markt durch–es war ebenfalls ein Lilaton, aber ein viel knalligeres Ultraviolett. „Man muss sich immer die Nuancen genau anschauen“, sagt daher die Farb- und Wohnexpertin Hildegard Kalthegener. Sie sieht gute Chancen für „Very Peri“, wirklich ein Verkaufshit zu werden. Denn: „Dieser Farbton liegt zwischen Blau und Violett, aber näher in Richtung Blau“, so Kalthegener. „Blau gilt als eine der beliebtesten Farben sowohl bei Männern wie auch bei Frauen weltweit.“

„Man kann was Tolles draus machen, aber ich sehe Lila nicht als Wandfarbe“, sagt die Trendanalystin Gabriela Kaiser. „Und ich habe echt ein bisschen Bauchschmerzen, wenn ich mir das auf einem Sofa vorstelle. Es gibt leider viele Dinge, die ich mir darin nicht wirklich vorstellen kann. Aber es ist für mich eine Accessoirefarbe, also etwas Kleines im Raum.“

Auch Farbexpertin Kalthegener sieht Lila in einer Kombination, die vielen Mitbewohnern aller Geschlechter gefällt, nur als Akzent. „Man kombiniert sie mit hellem Creme oder Offwhites, dazu Nato-Oliv und schönes Holz.“ Die Expertin ergänzt: „Eine eher feminine Kombination ist das Blau-Violett mit den schon lange beliebten puderrosa Tönen–gern auch mit Oliv dazu.“ Simone Andrea Mayer/dpa