Steigende Nachfrage am Markt
Eine der Hauptaufgaben von Elektronikern für Gebäudesystemintegration ist es, verschiedene Gewerke zusammenzuführen und Systeme zu verknüpfen. Beispiel: Die Heizung im Haus muss richtig gesteuert werden, und zwar im Zusammenspiel mit den Jalousien, der Solaranlage und weiteren Komponenten.
„Wir haben festgestellt, dass es am Markt eine Nachfrage gibt nach Elektronikern, die gewerkeübergreifend tätig sein können“, sagt Andreas Habermehl, Geschäftsführer Technik und Berufsbildung vom Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH).
Die Wirtschaftsinitiative Smart Living bezeichnet die neue berufliche Rolle als „technologischen Dolmetscher“, der Systeme zusammenbringt und synchronisiert. Ausgebildete Fachkräfte sorgen zum Beispiel dafür, dass die Energie der privaten Photovoltaik-Anlage effizient genutzt wird. Damit lässt sich dann zum Beispiel problemlos gleichzeitig das E-Auto laden, kochen und streamen.
Anspruchsvolle Ausbildung erfordert Technikaffinität
Programmieren, Testen, Integrieren und Montieren: Das steht auf der Tagesordnung eines Elektronikers für Gebäudesystemintegration. Interessierte sollten auf jeden Fall technikaffin sein.
„Das gilt aber für alle unsere Ausbildungsberufe“, sagt Andreas Habermehl. Daneben sind vor allem IT- und PC-Kenntnisse sowie ein Interesse für Mathe und Physik wichtig.
Thomas Felkl weist darauf hin, dass ein Interesse für die Themen Gebäude und Wohnen bestehen sollte. Auch ein gewisses Abstraktionsvermögen ist wünschenswert. „Das ist in allen Elektronikberufen so, weil man elektrischen Strom nun mal nicht sehen kann. Zusätzlich muss man in technischen Systemen denken können.“
Interessierte sollten auch Durchhaltevermögen mitbringen. „Der Beruf wird schon anspruchsvoll sein“, so Felkl. Das zeige auch die anvisierte Zielgruppe. Laut Habermehl richtet sich die Ausbildung insbesondere an gute Realschüler, Abiturienten und Studienabbrecher.
Von Kundenkontakt bis Instandhaltung: Ein Projekt im Überblick
Insgesamt verschiebe sich der Beruf im Vergleich zu anderen E-Handwerk-Ausbildungen von der Baustelle zum Teil etwas mehr ins Planungsbüro, sagt Felkl.
Konkret geht es im Berufsalltag darum, Projekte zur Gebäudesystemintegration zu planen, zu begleiten und umzusetzen. Wie Felkl illustriert, beginnt ein solches Projekt damit, dass Kundenwünsche aufgenommen werden und die Gegebenheiten vor Ort geklärt werden. Der Kundenkontakt spielt eine wichtige Rolle.
Im nächsten Schritt des Projekts wird dann ein erster grober Plan erstellt, die Auftragsvorbereitung beginnt. „Da geht es teilweise um planerische Tätigkeiten, aber natürlich auch schon um die technische Lösungskonzepterstellung“, sagt Felkl. Dazu gehört etwa die Auswahl der Komponenten: Wo sind welche Messungen nötig? Welche Aktoren und Sensoren werden dafür im Gebäude gebraucht? „Da kann es zum Beispiel um Windmesser für die Jalousiensteuerung gehen.“
Verdrahten, vernetzen, visualisieren
Schlussendlich startet die Umsetzung der technischen Pläne. Dafür müssen die Komponenten auf ihre Kompatibilität geprüft werden. Die verschiedenen Systeme im Haus oder im Gebäude müssen miteinander verdrahtet, vernetzt, visualisiert und in Betrieb genommen werden.
Im Nachgang stehen auch das Einrichten von Fernwartungssystemen und die Instandhaltung auf dem Plan. „Hier spielen Datenschutz- und Datensicherheit eine wichtige Rolle, es geht ja um Systeme im Privatbereich und im Firmenbereich“, sagt Felkl.
Nicht zuletzt kümmern sich Elektroniker für Gebäudesystemintegration darum, den Endkunden nahezubringen, wie die Systeme funktionieren und bedient werden können. Beispielsweise bei Funktionen wie dem Ausschalten aller Lichter mittels Tablet oder Smartphone.
Vergütung noch offen
Habermehl zufolge können in der Regel alle Elektrohandwerksbetriebe ausbilden. Wichtig für die neue Ausbildung sei aber, dass der Betrieb Projekte im Bereich Smart Home oder Smart Building bearbeitet. Fünf bis zehn Projekte sollten es pro Jahr idealerweise sein. Zur Ausbildungsvergütung gibt die Bundesagentur für Arbeit auf Berufenet Orientierungswerte zwischen 700 und 850 Euro brutto pro Monat im ersten Lehrjahr an. Im letzten Jahr der dreieinhalbjährigen Ausbildung können Azubis den Infos zufolge mit 910 bis 1100 Euro pro Monat rechnen.
Aufgrund der Zielgruppe des Ausbildungsberufs könne man sich aber in Zukunft voraussichtlich in Sachen Ausbildungsvergütung eher noch weiter nach oben orientieren, so Felkl.
Amelie Breitenhuber, dpa
Die richtige Aufstiegsfortbildung finden
Nach einer Berufsausbildung stehen Absolventen viele Fortbildungen offen.
Techniker, Betriebswirt, Fachwirt, Meister - all diese Titel fallen in die Kategorie Aufstiegsfortbildung. Mit Aufstiegsfortbildungen erreichen Berufstätige mit abgeschlossener Ausbildung eine höhere Qualifikation und einen neuen Berufstitel, wie das Portal „abi.de“ erklärt. Damit gehen dann in aller Regel auch mehr Verantwortung und mehr Geld im Job einher. Oft erwirbt man gleichzeitig eine Hochschulzugangsberechtigung.
Es ist aber nicht immer so einfach, eine passende Fortbildung beim richtigen Anbieter zu finden. Je nach Beruf und Branche können verschiedene Lehrgänge infrage kommen. So gebe es zum Beispiel aufgabenspezifische, branchenspezifische und ganz generalistische Aufstiegsfortbildungen.
Hinzu kommt: Laut „abi.de“ sind zwar die Lehrgänge zum Meister, Fachwirt und Fachkaufmann bundesweit einheitlich geregelt. Für Techniker- und einige Betriebswirt-Abschlüsse gebe es jedoch Regeln, die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden können.
Lehrgänge zur Vorbereitung auf Meister- und Fachwirte finden bei Bildungsanbietern in privater Trägerschaft in Kooperation mit den Kammern statt. Fortbildungen zum Techniker oder zum Betriebswirt gibt es dagegen auch an kostenlosen staatlichen Schulen.
Zum Teil nennen die Anbieter ihre Programme aus Marketingzwecken auch Studium. Damit solle aber nur verdeutlicht werden, dass der Abschluss einem Bachelor oder Master gleichgestellt ist.
Wer sich in der Vielzahl der Angebote nun informieren möchte, was der richtige Weg ist, sollte sich am besten persönlich bei den Industrie- und Handelskammern, bei den Handwerkskammern oder bei der Arbeitsagentur vor Ort informieren.
Auch Branchen- oder Berufsverbände oder unabhängige Netzwerke können weiterhelfen. Wichtig ist vor allem, sicherzugehen, dass das erworbene Zertifikat am Ende anerkannt wird und einem dem nächsten Karriereschritt näherbringt. dpa