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Ein fast vergessenes Handwerk: Anna Scharping in Bernitt

Die Ausbildung zum Keramiker schlagen nur noch wenige ein - Anna Scharping lernt in einer Werkstatt bei Bützow alles rund um Ton

Fotos: Sabine Herforth

Aus Klumpen was Schönes formen

Behutsam formt Anna Scharping aus einem Klumpen Ton eine Schale, später wird daraus vielleicht eine Tasse oder eine Kanne. Die 20-Jährige lässt sich in der Werkstatt von Rainer Finck in Bernitt bei Bützow zur Keramikerin ausbilden. Ganz selbstverständlich ist dieser Ausbildungsweg, der für Anna in der Jugendkunstschule in Greifswald ihren Anfang nahm, nicht. In einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) war sie in der Leitung der dortigen Keramikschule tätig. ,,Ich bin durch mein FSJ richtig an die Keramik herangeführt worden", sagt sie und erinnert sich, dass bereits hier der Wunsch reifte, dauerhaft mit dem Material zu arbeiten.

Einfach einen Keramikmeister angesprochen

Um die Ausbildung musste sie sich schließlich selbst bemühen, deshalb sprach die junge Frau Keramikermeister Rainer Finck auf einem Kunsthandwerkermarkt in Greifswald an, kümmerte sich um einen Platz an einer Berufsschule und begann nach einem Praktikum ihre Ausbildung in Bernitt. Hier lernt Anna nun im zweiten Jahr und fertigt inzwischen routiniert Tassen, Kannen, Tontöpfe oder andere Gebrauchskeramik.

Fahrten zu Kunsthandwerkermärkten in Region

„Im Frühjahr und Sommer bin ich nicht komplett im Betrieb", erklärt Anna. ,,Dann fahren wir auf Kunsthandwerkmärkte der Region. Das gefällt mir gut an der Ausbildung." Auf den Märkten sucht sie gern den direkten Kontakt zu Kunden, ist neugierig, welche Stücke besonders gut gefallen und überlegt sich, was sie demnächst noch so ausprobieren könnte.

Mit Fingerspitzengefühl an der Drehscheibe

In der Werkstatt ist es dagegen oft ruhig. ,,Man kann gut dabei nachdenken", erzählt Anna. Die Mehrzahl der Arbeiten des Bernitter Betriebs entstehen an der Drehscheibe, wo Kraft aber auch Fingerspitzengefühl gefragt sind. Das Handwerk hat etwas sehr Befriedigendes. Ton ist ein tolles Material. Ich mag es, dreidimensional zu arbeiten."

Mathe und Chemie in der Ausbildung

In regelmäßigen Abständen geht es für die 20-Jährige in die Berufschule Heider, wo dann die Theorie rund um den Ton im Vordergrund steht. Viel Mathe und Chemie, aber auch Geschichte wird hier gelehrt. So geht es bei der Schwindungsberechnung beispielsweise darum, den Trocknungs- und Brennungsschwund auszurechnen. ,,Der Ton ist ja nass, dann trocknet er und wird gebrannt, dabei verliert er Wasser", erklärt sie. Dass sie so viel rechnen würde müssen, hätte die Auszubildende gerne vorher gewusst. Informationen rund um den Beruf und die Ausbildung sind im Vorfeld aber schwer bekommen. zu „Man muss schon relativ genau wissen, dass man das machen will", betont sie. Mit nur zwölf Auszubildenden aus zwei Lehrjahren lernt sie in der Berufsschule und längst nicht alle lassen sich in kleinen Betrieben wie in Bernitt ausbilden.

„Es ist ein Handwerk, was man erlernen kann. Das wissen viele nicht", klärt sie auf. Nach der Gesellenprüfung könne man sich schließlich selbstständig machen. „Das ist aber nicht mein Plan", verrät sie. Nach ihrer Ausbildung möchte Anne Scharping Kunst studieren und einen Weg einschlagen der Kunst und Handwerk sinnvoll verbindet. Sabine Herforth