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Abi - was nun? 

Theresia Crone hat ihr Abi in der Tasche. Sie fragt sich nun: Wie geht es weiter?

Klimaaktivistin Theresia Crone Foto: Volker Bohlmann

Theoretisch hat meine Generation unendlich viele Optionen, was wir mit unserem Leben anfangen könnten. In der Realität fühlt es sich aber eigentlich nur nach zwei Möglichkeiten an. Viele legen ein sogenanntes Gap-Year ein, in dem man ein Freiwilliges Jahr in der Heimat macht und das Gefühl hat, man wird es niemals schaffen, das Bundesland zu verlassen oder in dem man ins Ausland geht und mit 50 anderen deutschen Abiturienten in einer Fabrik in Australien arbeitet (,,Work and Travel"). Eine eintönige Arbeit, die man in Deutschland niemals machen würde. Die zweite Option ist, direkt weiterzulernen, durch ein Studium oder eine Ausbildung. Man macht also weiter wie in den letzten zwölf Jahren, bloß dass man sich jetzt nicht mehr beschweren darf, weil man dieses Leid schließlich selbst gewählt hat.

Viele wählen die erste Option, um sich Zeit zu verschaffen, eine Idee dafür zu bekommen, was sie eigentlich von und mit ihrem Leben wollen. Verwunderlich ist das nicht, da in den Schulen und der Gesellschaft kaum Anreiz geschaffen wird, eigene Entscheidungen zu treffen. Von der ersten Klasse bis zur Oberstufe wird eigentlich immer für einen entschieden. Es wird bestimmt, was wir lernen, wann wir lernen, mit wem wir lernen. Die Frage ,,Abi, was nun?" ist die erste große Entscheidung, die wir selbst treffen dürfen und es ist eine Situation die viele eben überfordert, weil wir in der Gesellschaft nicht den Freiraum hatten, Fehler zu machen. Trotzdem sind wir die Generation, von denen manche Menschen erwarten, dass wir die großen Probleme magisch lösen wie den Klimawandel, den demografischen Wandel und Armut. Wie sollen wir das denn machen, wenn wir schon überfordert sind, bei der Frage, was wir nach dem Abi machen wollen?

Entweder wir wurden auf das Entscheiden nicht gut vorbereitet oder das ganze Leben ist eine Überforderung, sobald man alleine Entscheidungen treffen muss. Ich weiß es nicht. Theresia Crone

Zur Person

Theresia Crone ist in Schwerin aufgewachsen und 18 Jahre alt. Sie ist Vorsitzende des Rates für Umwelt und Nachhaltigkeit MV (kurz: RUN). Sie setzt sich für die Interessen der jungen Generation bei Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein.