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Eine wahre Herzensangelegenheit: Wünschewagen des ASB-Landesverbands MV

Horst und Bärbel Heinrich mit dem frisch vermählten Paar. FOTO: ASB-LANDESVERBAND MV

Der Anruf kam Mitte Oktober – und er kam völlig überraschend. „Steffen, mein Enkel, erzählte mir, dass Alex – also eigentlich heißt sie Alexandra – und er heiraten wollten“, erinnert sich Bärbel Heinrich. „Und zwar schon am 1. Dezember.“ Die beiden hätten so lange ohne Trauschein zusammengelebt, dass sie das gar nicht mehr in Betracht gezogen hätte. Aber Ende August sei der kleine Piet geboren geworden, und das hätte wohl den Ausschlag dafür gegeben, dass sie sich nun doch zusammenschreiben lassen wollten.Steffen – der einzige Junge unter Bärbel Heinrichs vier Enkelkindern – hatte auch gleich angeboten, dass seine Schwester die Oma abholen würde. Denn die ist zwar in Pasewalk und Umgebung noch gut mit ihrem Auto unterwegs. Lange Strecken mag die 71-Jährige, die schon seit Jahrzehnten an Multiple Sklerose (MS) leidet, aber nicht fahren. Und bis nach Norden in Niedersachsen, wo die Trauung stattfinden sollte, hätte sie gute 600 Kilometer fahren müssen…

Bei aller Sehnsucht nach Kindern, Enkeln und vor allem nach dem ersten Urenkelchen, das sie nur von Fotos kannte, war Bärbel Heinrich sich allerdings nicht sicher, ob sie die Einladung annehmen würde. Schließlich hätte sie ohne ihren Mann Horst fahren müssen, der schwer krank in Eggesin im Hospiz betreut wird. Gesundheitliche Probleme hatte der heute 85-Jährige, mit dem sie seit gut 20 Jahren in zweiter Ehe verheiratet ist, schon länger, erzählt seine Frau. Im vergangenen Jahr seien dann in Prostata und Blase Tumoren entdeckt worden. Auch die Nieren und das Herz streikten immer öfter – und Ende Mai dieses Jahres, als er wieder einmal ins Krankenhaus musste, hieß es, dass er anschließend nicht mehr nach Hause entlassen werden könnte.

„Wir hatten riesengroßes Glück, dass es dann Anfang Juni sofort mit dem Platz im Hospiz geklappt hat“, sagt Bärbel Heinrich rückblickend. Und sie ist voller Dankbarkeit für die Betreuung, die ihr Mann dort erfährt. Er sei noch einmal richtig aufgelebt und wieder zu Kräften gekommen, zuletzt hätte er sie sogar immer im Rolli bis an die Tür begleitet, wenn sie wieder nach Hause gefahren sei, erzählt sie.

Als Bärbel Heinrich ihrem Mann beim nächsten Besuch im Hospiz von den Hochzeitsplänen des Enkels berichtete, sagte sie ihm auch gleich, dass sie noch am Überlegen sei, ob sie fahren würde. Eine der Schwestern, die das hörte, schaltete sich ein und meinte, da müsse sie nicht überlegen, sie könnten doch beide fahren. „Und dann erzählte sie uns vom Wünschewagen, der genau so etwas möglich machen würde.“

Bis dahin hatte die Pasewalkerin von diesem Projekt noch nie gehört, doch die Mitarbeiter im Hospiz hatten ganz offenkundig einen guten Draht zu Wünschewagen-Koordinatorin Nicole Steinicke – und schon nach wenigen Tagen stand fest, dass der umgebaute Rettungswagen beide Eheleute zur Hochzeit nach Norden bringen würde. Der Sohn und die Schwiegertochter wohnen da schon seit der Wende. „Damals waren sie wegen der Arbeit weggezogen. Inzwischen arbeitet auch Steffen wie sein Vater bei VW. Noch in der Woche vor der Hochzeit war er zu einer Weiterbildung“, weiß die stolze Oma. Davon, dass die Fahrt strapaziös war, sagt die Pasewalkerin nichts.

Dabei kann auch sie aufgrund ihrer Erkrankung nur noch mühsam und mit Hilfe eines Rollators gehen. Nur einmal klingt das an, als sie erzählt, dass es bei einer Rast Minuten gedauert hätte, bis sie aus dem Wünschewagen ausgestiegen war. „Aber das war wirklich nicht schlimm, alle haben so viel Rücksicht genommen“, betont sie. Überhaupt sei es viel wichtiger, wie gut es ihrem Mann ging. Auf der Hinfahrt hätte er noch die ganze Zeit gelegen, aber zurück hätte er darauf bestanden zu sitzen – und das auch fast die Hälfte der Zeit durchgehalten. Die Kraft dafür hätte er vor allem aus dem Hochzeitstag gezogen, meint seine Frau. Es sei nur eine ganz kleine Gesellschaft gewesen, aber gerade dadurch hätten auch alle mit allen ausführlich reden können. Am Nachmittag, als die kleine Hochzeitsgesellschaft bei den Brautleuten zu Hause Kaffee trank, stieß die Wünschewagen-Crew auch dazu und feierte doch noch ein bisschen mit.

Viele Bilder seien in diesen Stunden entstanden, erzählt Bärbel Heinrich – vom Brautpaar, den stolzen Eltern des Bräutigams, seiner Schwester, der Tante der Braut – und von Uroma und Uropa mit dem kleinen Piet.

„Als ich wieder zu Hause war, habe ich gleich im Drogeriemarkt Abzüge machen lassen, damit auch mein Mann sie sich immer wieder angucken kann.“

Und noch etwas hat Bärbel Heinrich gleich nach ihrer Rückkehr getan: bei ihrer Bank einen Dauerauftrag für eine monatliche Spende an den Wünschewagen eingerichtet. „Ich bin so dankbar dafür, dass das Team uns das ermöglicht hat. Für diese Frauen und Männer ist es einfach eine Herzensangelegenheit, für andere da zu sein - und das alles in ihrer Freizeit. Das kann man gar nicht hoch genug schätzen.“ KARIN KOSLIK

Wünschewagen

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Stichwort „Weihnachtsaktion Wünschewagen“

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